Die Immobilienpreise kennen kein Halten mehr, diese Entwicklung sieht man gut im folgenden Chart, der bis ins Jahr 2010 zurückreicht. Man sieht hier pro Quartal einen Balken. Jeder Balken steht für die prozentuale Veränderung der Immobilienpreise (Wohnimmobilien) gegenüber dem Vorjahresquartal. Der letzte Balken steht für das 1. Quartal 2021. Gegenüber dem 1. Quartal 2020, wo die Coronakrise nur anteilig schon ausbrach, steigen die Immobilienpreise laut heutigen Daten des Statistischen Bundesamts um 9,4 Prozent. Damit werden sogar Zuwachsraten aus 2016 mit damals +8,4 Prozent noch übertroffen.
Egal ob Mietshäuser oder selbst genutztes Eigentum – im Schnitt haben sich Wohnimmobilien im Jahresvergleich noch einmal um rund zehn Prozent verteuert, wie aus dem aktuellen vdp-Immobilienpreisindex hervorgeht. Daran sind auch die Baukosten schuld. Bei den Büros ist ein leichter Aufwind zu spüren.
Der aktuelle Immobilienpreisindex des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) erreichte im vierten Quartal 2021 beachtliche 187,4 Punkte (Basisjahr 2010 = 100 Punkte) – das ist ein neuer Höchstwert. Im dritten Quartal lag der Wert bei 184 Punkten.
Im Vergleich zum vierten Quartal 2020 verteuerten sich die Preise für Wohn- und Gewerbeimmobilien insgesamt um 8,4 Prozent. Die höchsten Preissteigerungen gab es erneut bei den Mehrfamilienhäusern und selbst genutztem Wohneigentum mit einem Plus von 10,7 Prozent (Index: 198). Die Preise für Gewerbeimmobilien (Büro und Einzelhandel) stiegen im Jahresvergleich wieder leicht um 0,3 Prozent (Index: 154,5) an.
Treiber dieser positiven Entwicklung waren laut vdp einzig die Büroimmobilienpreise, die im Schlussquartal 2021 um 2,1 Prozent anzogen, während die Einzelhandelsimmobilienpreise um 4,1 Prozent nachließen – damit wird der durch die Pandemie induzierte Trend der vergangenen Quartale fortgesetzt.
Neuvertragsmieten halten nicht Schritt
Die Nachfrage nach Wohnimmobilien hat sich nicht abgeschwächt. Im Jahresdurchschnitt 2021 belief sich das Plus bei der Preisen für Häuser und Eigentumswohnungen nach vdp-Zahlen im Schnitt auf 10,3 Prozent – das sei der höchste gemessene Wert seit dem Startjahr der Indexmessung im Jahr 2003, heißt es in dem Bericht.
Mit 12,4 Prozent verteuerte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum selbst genutztes Wohneigentum im vierten Quartal 2021 am stärksten. Als Grund machen die Pfandbriefbanken neben der günstigen Finanzierung die stabile Beschäftigungs- und Einkommenssituation der Haushalte aus. Auch die merklich gestiegenen Baukosten beim Neubau von Wohnimmobilien seien mitverantwortlich für den Preisanstieg. In der Einzelbetrachtung stiegen die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser demnach um 12,5 Prozent und die für Eigentumswohnungen um 12,1 Prozent – jeweils im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Auch Mehrfamilienhäuser verteuerten sich noch einmal spürbar um 9,1 Prozent (Index: 207,4) im Vergleich zum vierten Quartal 2020. Das liegt dem vdp zufolge unter anderem daran, dass diese Assetklasse aufgrund der angespannten Wohnungsmärkte in den Metropolregionen und der stabilen Cashflows als vergleichsweise risikoarme Anlageform weiter im Fokus von in- und ausländischen Investoren steht. In Folge des Preisauftriebs und den nicht in gleichem Maße steigenden Neuvertragsmieten (plus 3,3 Prozent; Index: 150,6) haben die Renditen – gemessen am Index der Liegenschaftszinsen – im Jahresvergleich weiter um 5,3 Prozent (Index: 72,6) nachgegeben.
Wohnungsmärkte: Mehrfamilienhäuser fehlen
Was Mehrfamilienhäuser angeht, übersteigt die Nachfrage weiterhin das Angebot. Der Kapitalwertindex erhöhte sich entsprechend im Vergleich zum Vorjahresquartal um 9,7 Prozent (Index: 262,2) . Die größte Dynamik wurde in Berlin gemessen, wo der Index um 10,9 Prozent stieg. Der Index für Neuvertragsmieten stieg nur noch um vier Prozent (173,9). Das größte Plus verzeichnete mit fünf Prozent Berlin. Bei den Liegenschaftszinsen kam es insgesamt erneut zu einem Rückgang – der Teilindex (66,3) fiel im Jahresvergleich um 5,2 Prozent.
Gewerbeimmobilien: Das Vertrauen in Büros kehrt zurück
Als Folge der staatlich verordneten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, die die Nutzungsmöglichkeiten von Büro- und Einzelhandelsflächen spürbar einschränkten, waren die Investoren grundsätzlich eher zurückhaltend. Die Preise für Gewerbeimmobilien im vdp-Index stiegen im Schlussquartal 2021 insgesamt nur leicht um 0,3 Prozent im Vergleich zum vierten Quartal 2020.
Die Preise für Büros legten um 2,1 Prozent zu (Index: 185,2), während auf dem Markt für Einzelhandelsimmobilien die Preise im Schlussquartal 2021 um 4,1 Prozent (Index: 108,4) fielen. Die Nachfrage nach Büroflächen ist laut vdp wieder gestiegen. Folglich stieg auch der Index der Neuvertragsmieten gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,3 Prozent. „Auf der Investorenseite scheint das Vertrauen in Büroimmobilien wieder anzuziehen“, heißt es im vdp-Bericht. Nachgefragt sind moderne, nachhaltige Büroobjekte mit flexiblen Nutzungskonzepte. Vor diesem Hintergrund sank der Index der Liegenschaftszinsen für Büroimmobilien um 1,8 Prozent (Index: 72,6).
Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) veröffentlicht vierteljährlich Indizes, die die Preisentwicklung von Wohn- und Gewerbeimmobilien aufzeigen. Sie basieren auf echten Transaktionsdaten, die vom Analysehaus vdpResearch ausgewertet werden. Die Ergebnisse sind Bestandteil der Immobilienpreisbeobachtung der Deutschen Bundesbank.